An einem mitreißenden Theaterabend begeistert die Theatergruppe des Steller-Gymnasiums unter der Leitung von Maximiliane Rießbeck das Publikum.
„Jetzt klatscht doch mal!“ Kaum hat das jüngste Ensemblemitglied der Steller-Theatergruppe die abschließenden Worte des Stückes „Die gestiefelte Katze“ gesprochen, da branden minutenlang Applaus und Bravo-Rufe durch die proppenvolle Schulturnhalle in Bad Windsheim. Und erst jetzt können alle Besucher ganz sicher sein, dass das gleichermaßen einfallsreiche wie überraschende Spiel im Spiel auch wirklich zu Ende ist.
War nicht gerade noch Schuldirektor Uwe Nickel wutentbrannt auf die Bühne gestürmt, um sich beim Publikum für die „misslungene Aufführung“ zu entschuldigen? Und hatte man nun zwei Theaterstücke gesehen, oder doch gar keines? Und gehörten die Menschen auf der Bühne nun zur Schultheatergruppe, oder waren es doch nur zufällig anwesende Besucher, die improvisiert hatten? Ein Abend voller Fragen, der dem begeisterten Publikum aber keine Antwort schuldig geblieben war.
Doch von Anfang an: Knapp zwei Stunden vorher hatte die Aufführung in einer fürs Theater katastrophalen Ausgangslage begonnen. Denn während das erwartungsvolle Publikum seine Plätze einnahm und mit zunehmender Ungeduld auf den Beginn des Stückes wartete, fehlte von den Schauspielern jede Spur. Angekündigt war eine moderne, weil zeitgemäße Version des bereits 1812 in den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm veröffentlichten Märchens „Der gestiefelte Kater“. Und nun blieb die Bühne leer. Doch als die ersten Zuschauer unruhig wurden und sich die Laune der in der ersten Reihe sitzenden Zeitungskritikerin erkennbar eintrübte, übernahmen einige entschlossene Besucher das Kommando. Angeleitet von einer zehnjährigen Märchenkennerin einigten sie sich auf die grundlegende Handlung des titelgebenden Stückes, verteilten die wichtigsten Rollen sowie die hinter der Bühne deponierten Kostüme und begannen Szene für Szene zu spielen. Zur musikalischen Untermalung wurden im Publikum sitzende Mitglieder des Querflötenensembles herangezogen und auch der Hausmeister sowie ein Lehrer mussten auf Zuruf mitspielen. So sollte der Theaterabend gerettet werden. Allerdings konnten die ambitionierten Laienschauspieler ihre Bemühungen nicht ungestört über die Rampe bringen, da Teile des Publikums nun jegliche Hemmung ablegten. Man unterhielt sich lautstark über das Geschehen auf der Bühne, rief den Mimen Verbesserungsvorschläge zu oder verzettelte sich in Grundsatzdiskussionen zu Geschlechterklischees oder Kunsttheorien. Und spätestens als kurz nach der Pause die zu Beginn des Abends fehlenden „Profi-Schauspieler“ eintrafen und die „Laien-Darsteller“ zugunsten ihrer modernen Märchen-Interpretation verdrängen wollten, entfaltete sich auf und neben der Bühne ein ebenso geistreiches wie unterhaltsames Spektakel, das immer wieder von Szenenapplaus unterbrochen wurde.
Textsicher, spielfreudig und ausdrucksstark präsentierten sich das 16köpfige Theaterensemble, das sowohl Maximiliane Rießbecks grandiose Textvorlage als auch das von ihr inszenierte Feuerwerk pfiffiger Regieeinfälle eindrucksvoll auf die Bühne brachte. Und so repräsentierte „Die gestiefelte Katze“ einen herausragenden Höhepunkt der kulturellen Veranstaltungen des Georg-Wilhelm-Steller-Gymnasiums im Schuljahr 2017/18.
StD Dr. Kuntke