Heuer wurde zum ersten Mal eine sogenannte EVA-Woche in den Klassen 9+A und 9+B durchgeführt. In diesen Mittelstufe-Plus-Klassen sollte ein „neues“ Unterrichtskonzept, mit dem Ziel, schülerorientiert Begabungen zu fördern, erprobt werden.
EVA steht für EigenVerantwortliches Arbeiten. Das Konzept, das dahinter steckt, geht auf die Reformpädagogik nach den Daltonprinzipien von Helen Parkhurst (1922) zurück.
Traditioneller Unterricht ist vorrangig stoff- und lehrerzentriert. SchülerInnen möchten sich aber autonom, kompetent und sozial eingebunden erleben (Selbstbestimmungstheorie Deci/Ryan, 2000). Und, da sich die Lebensbedingungen und -gewohnheiten (nicht nur) von unseren SchülerInnen geändert haben, im Studium wie auch zunehmend in der Berufswelt Schlüsselqualifikationen wie Eigeninitiative, Problemlösekompetenz und Teamfähigkeit gefordert werden, ergibt eigenverantwortliches Arbeiten (EVA) als Unterrichtsmethode Sinn.
In der EVA-Woche vom 04. Juni bis 08. Juni sollte also das interessengeleitete und vor allem das selbstständige Arbeiten gefördert werden. Konkret sah das so aus, dass eine Woche lang in den Klassen 9+A und 9+B kein Fachunterricht stattgefunden hat. Stattdessen arbeiteten die SchülerInnen eigenverantwortlich in den einzelnen Schulstunden an ihren von den Lehrern gestellten Arbeitsaufträgen. Sie durften und sollten selbst entscheiden, ob sie beispielsweise erst mathematische Aufgaben bearbeiten und dann Fragen zu einem englischen Text beantworten wollten usw. Der Schwerpunkt sollte auf dem Lernen liegen und nicht auf dem Lehren.
Während der EVA-Woche begann der Unterricht wie immer um 7:30 Uhr und endete zur gewohnten Zeit. Die Lehrkräfte waren zu ihren jeweiligen Fachstunden im jeweiligen Klassenzimmer anwesend und standen für Fragen zur Verfügung. Tatsächlich gab es mehr Zeit für Gespräche zwischen Lehrer und Schüler.
Sämtliche Arbeitsaufträge, die im Laufe der Woche zu bearbeiten waren, wurden bereits am Montag, den 04. Juni an die Klassen ausgegeben. Die Arbeitsaufträge umfassten Pflichtaufgaben und Wahlaufgaben, die die SchülerInnen nach freier Zeiteinteilung während der EVA-Woche erledigen sollten. Die Aufgaben waren so gestellt, dass alle SchülerInnen den Pflichtteil erledigen konnten und ein zusätzlicher Wahlteil genug Möglichkeiten bot, sich bis Ende der Woche zu beschäftigen.
Der Schulstoff, der von den SchülerInnen während der EVA-Woche erarbeitet wurde, war in Fächern, in denen Schulaufgaben geschrieben werden, schulaufgabenrelevant; die Lehrkräfte waren aber nicht verpflichtet, den Stoffinhalt eigenverantwortlichen Arbeitens nach der EVA-Woche nochmal zusammenzufassen oder zu bewerten.
Während der EVA-Woche wurden keine Leistungserhebungen (schriftlicher und mündlicher Art) durchgeführt. Wahlkurse am Nachmittag fanden regulär statt.
Zusammen mit den Arbeitsaufträgen bekamen die SchülerInnen für EVA einen leeren Stundenplan. Dieser sollte der eigenen Planung dienen und wurde von den Lehrkräften der ersten bzw. der letzten Stunde eines Tages kontrolliert.
Wir wollten mit EVA erreichen, dass die SchülerInnen erkennen und verstehen, dass sie selbstverantwortlich für die eigene „Lern“-Arbeit und den eigenen „Lern“-Fortschritt sind. Wir hoffen damit auch die Problemlösekompetenz, die Eigeninitiative und die Teamfähigkeit der SchülerInnen fördern zu können – Schlüsselqualifikationen, die im „Leben nach der Schule“ zunehmend gefordert sind.
StDin Karnbaum