Es ist inzwischen gute Tradition, dass sich die Krisenteams der drei staatlichen Gymnasien im Landkreis einmal im Jahr zu einer gemeinsamen Fortbildung treffen.
Diese Teams setzen sich aus Lehrkräften mit ganz unterschiedlichen Fächerkombinationen zusammen, die sich in der Präventionsarbeit engagieren, im Krisenfall intern eng mit der Schulleitung zusammenarbeiten (ggf. von extern unterstützt von KIBBS, dem Kriseninterventions- und -bewältigungsteam bayerischer SchulpsychologInnen) und die jeweilige Schulfamilie auch in der Nachsorge begleiten. In diesem Herbst fand die Fortbildung am 18.10. und 18.11. in Bad Windsheim statt; im Zentrum stand das Thema „Aktiv vorgehen gegen sexualisierte Gewalt – Verdachtsklärung und Intervention“. Barbara Kerzel-Horn von der Beratungsstelle Rauhreif – Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Missbrauch e.V. in Ansbach informierte die knapp 30 TeilnehmerInnen – darunter auch Mitarbeiterinnen aus der Verwaltung – theoretisch fundiert über begriffliche Grundlagen, Täterstrategien, wie z.B. Auswahl und Einschüchterung der Opfer, sowie über Rechtsfragen. Sehr praxisorientiert wurden die Aspekte Symptome und Signale, Handeln im Verdachtsfall (Gesprächsführung, wenn sich ein Kind oder ein/e Jugendliche/r offenbart; Dokumentation der Beobachtungen) sowie Möglichkeiten der Prävention innerhalb der Schule behandelt. Zudem wurden die Lehrkräfte dazu angehalten, die eigene Rolle sowie Grenzen kurzfristiger Handlungsmöglichkeiten zu reflektieren; bei allem Vorgehen solle „Ruhe bewahren“ oberstes Gebot sein, damit sich die Situation nicht durch Unüberlegtheit zum Nachteil der Betroffenen entwickelt. Sogenannte „Insofern erfahrene Fachkräfte“ des Jugendamts können hier eine erste Anlaufstelle bieten, um sich mit einer konkreten Fragestellung anonymisiert im Hinblick auf eine mögliche Vorgehensweise beraten zu lassen. Längerfristiges Ziel wird es sein, für die Schulen ein Schutzkonzept zu erarbeiten, um alle Mitglieder der Schulfamilie für das Thema zu sensibilisieren, damit auf der einen Seite das Auftreten von Missbrauch möglichst verhindert bzw. deutlich gemacht werden kann, dass es Ansprechpartner für Betroffene gibt und diese Hilfe erhalten. Auf der anderen Seite kann so auch vermieden werden, dass es zu falschen Anschuldigungen kommt. Rauhreif bietet neben Beratung für Betroffene auch den Schulen im Landkreis Ansbach Elternabende und Workshops für Klassen an. Es wäre wünschenswert, dass im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ein ebenso umfassendes Beratungsangebot verfügbar gemacht würde.
OStRin Reichert