Die diesjährige Produktion der Theatergruppe des GWSG, eine Inszenierung von „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch, wurde begleitet und unterstützt durch ein P-Seminar der Q11, das unter der Leitung von Herrn und Frau Rießbeck für Kostüm und Maske, Requisiten und Bühnenbild, Licht und Ton sowie für Plakat und Programmheft verantwortlich war.
Sprichwörtlich „den Wolf im Schafspelz“ kann – oder will – Gottlieb Biedermann, ein wohlhabender Geschäftsmann, nicht erkennen, als sich von einem auf den anderen Tag erst einer und dann sogar noch ein zweiter getarnter Brandstifter bei ihm niederlässt. Obwohl die lodernde Gefahr, die von den Unbekannten ausgeht, geradezu offensichtlich erscheint, verschließt Biedermann, genauso wie seine Familie, die Augen vor den Tatsachen und unterstützt die Machenschaften der Kriminellen, anstatt ihnen entgegenzuwirken. Dazu müsste er nämlich eines aufbringen: Mut. Den Mut, nicht wie alle anderen tatenlos zuzusehen, sondern aktiv zu werden. Da er diesen allerdings schlichtweg nicht hat, gelingt es ihm schlussendlich nicht, die Gefahr abzuwenden.
Das „Biedermann-Drama“ von Max Frisch will den Zuschauer anregen, genauer über sein Handeln oder Nicht-Handeln nachzudenken. Eine durchaus erkannte Problematik immer und immer wieder von sich wegschieben, unwichtige Dinge vorziehen und die passende Ausrede parat haben – darin mag sich der ein oder andere selbst wiedererkennen. Das Drama macht auf ein simples Grundprinzip aufmerksam: Aus Zaghaftigkeit, fehlendem Mut oder mangelnder Tatkraft blockieren wir uns selbst und halten uns gleichzeitig davon ab zu handeln. Und das, obwohl wir oftmals wissen, wo das Problem liegt und welche Folgen die Tatlosigkeit hat. Von der Nikotinsucht über die Umweltverschmutzung bis hin zum Klimaschutz gibt es etliche Bereiche, auf die dieser Zusammenhang bezogen werden kann. Wir haben es also keineswegs mit einem „Lehrstück ohne Lehre“ zu tun, sondern mit einem „Lehrstück ohne die eine Lehre“. So wird es nie an Bedeutung verlieren und so sollten wir im Jahre 2019 auch Folgendes überdenken: Lasse ich mich in den immer häufiger auftretenden Fremdenhass hineinziehen oder setze ich mich dem bewusst entgegen? Schaue ich dem veränderten Klima in der Politik tatenlos zu oder bringe ich meine Meinung zum Ausdruck? Ertrage ich einen respektlosen Umgang unter den Menschen und passe mich an, oder bemühe ich mich um ein mitmenschliches Zusammenleben? Fragen, die sich jeder Einzelne von uns stellen muss. Denn solange die Flammen klein sind, kann die lodernde Gefahr noch gelöscht werden.
Verena Schatz, Magdalena Schöll, Q11