Gemeinsame Fortbildung der Krisenteams an den Gymnasien im Landkreis
Nach langer coronabedingter Unterbrechung konnte am 14.3. eine Tradition wieder aufgenommen werden – die gemeinsame Fortbildung der Kriseninterventionsteams an den Gymnasien im Landkreis.
In diesem Jahr war Scheinfeld Gastgeber; als Thema wurde „Sensibler Umgang mit Transidentität“ gewählt. Die Referentin, Sandra Wißgott, ist in mehrfacher Hinsicht kompetent, wenn es darum geht, Handlungshinweise für den Schulalltag zu geben: aus der Sicht einer Pädagogin bzw. Schulleiterin, aus der Beratungsperspektive sowie aus ganz konkreter eigener Erfahrung. Sie ist Rektorin der Stephani-Mittelschule Gunzenhausen, Vorsitzende der Selbsthilfeorganisation Trans-Ident e.V. und außerdem Transfrau.
Ihr Vortrag begann mit einer humorvollen Reflexion von Geschlechterrollen und -stereotypen: „Ein Mann – ein Wort; eine Frau – ein Wörterbuch“ oder „Jungs können essen – Mädchen können kochen; Jungs reparieren, Mädchen lassen reparieren“. Doch schnell zeigte sich, dass solche Zuschreibungen dann eine große Belastung darstellen können, wenn das eigene Erleben eines Menschen nicht mit der Geschlechtszuschreibung übereinstimmt. Hier gibt es eben, wie auch in vielen anderen Bereichen unseres Lebens, nicht nur zwei klar voneinander abzugrenzende Kategorien. Frau Wißgott informierte die anwesenden Lehrkräfte umfassend, u.a. über die Begrifflichkeiten (darunter „trans*“ und „queer“, „inter- vs. transsexuell“, „non-binär“), die aktuelle Gesetzeslage, rechtliche Rahmenbedingungen bei dem Wunsch nach Namens- bzw. Personenstandsänderung, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten bis hin zur Geschlechtsangleichung. Zahlreiche praktische Ratschläge zum Umgang mit Situationen, die für betroffene Schüler*innen problematisch sein können, wurden angesprochen: Ab wann kann der neue Name auch auf schulischen Dokumenten verwendet werden? Wie geht man mit der Frage des Sportunterrichts oder der Toiletten um? Wie sollte die Sachlage kommuniziert werden? und viele mehr. Es wurde deutlich, dass der Schule in diesem Prozess eine wichtige Rolle zukommt und, nach Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen werden sollte. Denn Identitätsfindung ist für viele Jugendliche in der Pubertät krisenhaft – umso mehr aber für diejenigen, die zusätzlich noch gegen Vorurteile und Diskriminierung ankämpfen müssen. Im Anschluss hatten die drei Teams Gelegenheit, sich in der Kleingruppe über konkrete und für die jeweils eigene Schule relevante Aspekte auszutauschen.
Ein Termin für das kommende Schuljahr wurde bereits ins Auge gefasst, um auch weiterhin Themen aus den Bereichen Prävention, Intervention und Nachsorge bei Krisenfällen intensiver in den Blick zu nehmen und so Handlungssicherheit zu gewinnen.
OStRin Reichert